Von Christa Auer
Obing. Seit ihr siebenjähriger Sohn Matthias an Muskeldystrophie, Typ Duchenne, erkrankt ist, ist für Familie Burock aus Diepertsham bei Obing nichts mehr so wie früher. Die unheilbare Krankheit schreitet voran und belastet den Alltag. Dennoch versucht die Familie, ihr Schicksal zu meistern und sich an der gemeinsamen Zeit zu freuen. Mit einer großen Hilfsaktion möchte nun der FC-Bayern-Fanclub Obing gemeinsam mit vielen weiteren Spendern 15 000 Euro sammeln und so den Kauf eines rollstuhlgerechten Fahrzeugs ermöglichen.
Die Obinger Bayern-Fans sind nicht nur leidenschaftliche Fußballanhänger, sondern haben auch ein Herz für in Not geratene Mitbürger. Jetzt unterstützen sie den siebenjährigen Matthias aus Diepertsham, der an einer unheilbaren Muskelkrankheit leidet, und für den die Familie dringend ein rollstuhlgerechtes Transportfahrzeug benötigt.
„Gerade wenn man selber Kinder hat, lässt einen so ein Schicksal nicht kalt“, sagt Christian Schnebinger, der Vorsitzende des FC-Bayern-Fanclubs Obing ’84, in dem Matthias Burock nun übrigens das 250. Mitglied ist.
Die Anhänger des Rekordmeisters haben sich seit ihrer Vereinsgründung neben dem gemeinsamen Spaß am Fußball die Unterstützung in Not geratener Mitmenschen auf die Fahnen geschrieben. „Und wo sei das Geld besser angelegt als bei einem kranken Kind?“, sagt Schnebinger. Über seinen Hausarzt war er auf die Krankheit des Buben aufmerksam geworden und habe mit dessen Eltern Kontakt aufgenommen.
Der Bub ist mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen, der Alltag wird von Tag zu Tag beschwerlicher. Deshalb ist der Fanclub-Präsident mit seinem Anliegen, Spenden für ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug auftreiben, überall auf offene Ohren gestoßen. Schnell wurde ein passendes Gebrauchtfahrzeug mit Rollstuhllift bei einem Händler in Dachau gefunden. Auto Freilinger finanzierte den gebrauchten Mercedes-Sprinter vor, und mittlerweile ist der Wagen bereits in Obing.
Außerdem hat der FC-Bayern-Hilfe e.V. 5000 Euro in Aussicht gestellt, wenn das Gesamtkonzept für die Finanzierung des Fahrzeuges zustande kommt. „In vielen Vorgesprächen mit Firmen und Vereinen haben wir schon viele Zusagen erhalten, so dass wir sehr zuversichtlich sind, dass alles klappt,“ sagt Schnebinger, der auch den gemeinnützigen Wasserburger Verein „Schellen Sau“ mit ins Boot geholt hat. Dieser Verein, der vor allem mit Benefizradtouren in Aktion tritt, will 3000 Euro beisteuern und kann zudem Spendenquittungen ausstellen.
Am Samstag, 16. März, veranstaltet der Fanclub außerdem ein Fußballhallenturnier mit Tombola, dessen Erlös ebenfalls in den Matthias-Topf kommt. Der Obinger Gewerbeverein will seine Mitglieder um Geld- und Sachspenden für die Tombola bitten. „Insgesamt brauchen wir rund 15 000 Euro“, so Christian Schnebinger, der auf die Mithilfe aller Ortsvereine und Mitbürger hofft.
Die Mutter des Buben, Diana Burock, ist von der Hilfsbereitschaft überwältigt. Sie geht offen mit dem traurigen Thema um, da sich viele Menschen erkundigen, wie es Matthias geht. Ihr Sohn wurde mit Muskeldystrophie, Typ Duchenne, geboren, einem genetischen Defekt, der irgendwann zum Tode führt, da die Muskeln immer mehr von ihrer Kraft verlieren. „Im Moment kann man gar nichts machen, um das aufzuhalten“, sagt die gelernte Krankenschwester. Alle Hoffnungen der Familie liegen in der medizinischen Forschung.
„Das Schicksal berührt so viele Menschen, da fühlen wir uns nicht mehr so alleine“, sagt Diana Burock. Derzeit habe die Krankheit ihr nächstes Stadium erreicht. Deshalb nehme sie die ihr gebotene Hilfe auch gerne an, denn so habe sie mehr Zeit für Matthias. Nachdem der Siebenjährige nun von der Hüfte abwärts keine Muskelkraft mehr besitze und im Rollstuhl sitze, sei alles noch ein bisschen schwieriger geworden, sagt die Mutter. Der eingebaute Treppenlift sei schon eine große Erleichterung. So müsse sie ihren Sohn nicht mehr tragen.
Diana Burock bewundert es, wie ihr Sohn seine Krankheit meistert, während sie selbst manchmal schier verzweifle. Besonders schlimm sei es, wenn wieder Krankheitsschübe kommen. „So merke ich jetzt schon abends, wenn Matthias mich beim Schlafengehen fest drückt, wie die Kraft in den Armen nachlässt. Und um eine Packung Milch zu heben, braucht er nun schon beide Hände.“ Auch gemeinsame Autofahrten seien mittlerweile zur Tortur geworden. Um den Buben ins Auto zu heben, sei ein enormer Kraftaufwand nötig, und das gehe oft nicht ohne kleinere Verletzungen auf beiden Seiten. Bei kürzeren Besorgungen lasse sie Matthias deshalb immer öfter zu Hause, obwohl sie den aufgeweckten Buben viel lieber am Leben teilhaben lassen würde.
Weil die Krankheit fortschreitet, hat die Familie mittlerweile auch einen elektrischen Rollstuhl beantragt. Diesen kann Diana Burock dann ohnehin nicht mehr allein in das Auto heben, so dass ein Fahrzeug mit Rollstuhllift sehr hilfreich wäre. Dann wäre alles einfacher, und die Familie hätte wieder mehr Normalität, wovon auch Matthias’ Schwester, die neunjährige Katharina, profitieren würde.